Über 100 Frauen und auch einige Männer waren zu begrüßen, darunter drei Bürgermeisterinnen: Unsere Genossin Renate Schroff aus Herzogenaurach, Birgit Aßmus (CSU) und Dr. Elisabeth Preuß (FDP) aus Erlangen. Das „Markenzeichen“ des Frauenempfangs ist ein breites gesellschaftliches Gäste-Spektrum. Es reichte auch in diesem Jahr wieder von SPD über IG Metall bis Zonta, von Arbeitsamt bis VHS, vom Amnesty bis ZSL, vom Bürgerverein Goethestraße bis zur Jüdischen Kultusgemeinde u.a.
Gleichstellung: anhaltende Lieferschwierigkeiten bei Schwarz-Gelb
Nach der Begrüßung die obligatorische Frage: Was gibt es Neues aus Berlin in Sachen Gleichstellung? Antwort: Bald wieder einen neuen Bundespräsidenten. Seine Position zu „Demokratie und Freiheit“ kennen wir bereits, seine Position zu „Demokratie und Gleichstellung“ noch nicht. Was tut die Kanzlerin? Anwort: Nichts. In Sachen Gleichstellung hat Schwarz-Gelb anhaltende Lieferschwierigkeiten.
Gleichstellung ist eine Frage der politischen Grundhaltung
Merke: Frauen in Führungspositionen garantieren nicht automatisch Gleichstellung. Das ist und bleibt eine Frage der politischen Grundhaltung. Wer Gleichstellung will, muss sich selbst in die Politik einmischen, konkret: In die Parteipolitik! In 2013 wird gewählt: Bundestag, Landtag und Bezirkstag, in 2014 sind Kommunalwahlen. Gisela Niclas forderte zu aktiver Einmischung auf, nicht erst am Wahltag, ab sofort. Die SPD will mit dem Projekt Sofia interessierte Frauen dabei unterstützen. Denn: Frauen verdienen immer noch 23 Prozent weniger als Männer, sie sind immer noch stärker betroffen von prekärer Beschäftigung, sie sind in wachsendem Maß betroffen von Altersarmut.
Frauen beREICHern heißt: Unsere Forderungen durchsetzen
- Entgeltgleichheitsgesetz
- flächendeckender Mindestlohn
- Begrenzung von Leiharbeit und prekärer Beschäftigung
- Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft
- Mindestquote für Vorstände und Aufsichtsräte
Es geht nicht ohne Quote: Mit der „Initiative Pro Quote“ fordern nun auch die Journalistinnen und Journalisten 30 Prozent Frauen in den Führungspositionen der Medienhäuser und Redaktionen. Zeitungen bilden Meinungen: Laut einer repräsentativen Umfrage der GfK Marktforschung Nürnberg im Auftrag der Apotheken-Umschau wünschen sich vor allem Männer das traditionelle Modell von der Frau als Hausfrau und Mutter zurück. 47,1 Prozent der befragten Männer betonen, dieses habe sich über Jahrhunderte bewährt und sollte wieder an Bedeutung gewinnen. 35,9 Prozent der Frauen pflichten dem bei. Vor diesem Hintergrund bleibt die Quotendiskussion anstrengend und ist trotzdem notwendig. Die Quotendebatte ist erst vorbei, wenn unsere Kernforderungen Gesetz und in allen Köpfen angekommen sind.
Mehr Frauen im Management verbessern die Qualität im Unternehmen
Dr. Martine Herpers, Informatikerin und Geschäftsführerin von Quality and Gender Consulting (QGC), ging in ihrem Vortrag nicht nur auf die neuesten Entwicklungen in Sachen Quote und Gleichstellung ein; sie berichtete auch aus ihrem Fundus als Führungskraft in der Wirtschaft und ihrer Arbeit als selbstständige Unternehmensberaterin. Die Initiatorin der „Nürnberger Resolution“, Unterstützerin der „Berliner Erklärung“ und Preisträgerin 2010 des Frauenförderpreises der Stadt Nürnberg vertrat und belegte die These: Mehr Frauen im Management verbessern die Qualität im Unternehmen, mehr Qualität führt zu mehr wirtschaftlichem Erfolg. Gleichstellung ist nicht die Übernahme männlich geprägter Strukturen der Arbeitswelt durch Frauen. Dr. Herpers, auch Lehrbeauftragte und Mitglied im Kompetenzzentrum „Gender and Diversity“ an der Ohm-Hochschule plädiert für eine neue Kultur des Miteinander in Betrieb und Arbeitswelt; dazu gehören gleicher Lohn für gleiche Arbeit ebenso wie gleichberechtigte Aufteilung von Familienarbeit zwischen Männern und Frauen einschließlich ausgewogener Arbeitszeitmodelle.
Eine Unternehmensberaterin auf einem SPD-Frauenempfang?
Bei Sekt und Selters wurde deutlich: Damit taten sich einzelne BesucherInnen schwer. Sie meinten, dass wir uns viel eher um den Mindestlohn oder die die Pflegekräfte kümmern müssten als um die Besetzung der Managementposten. Ich meine: Nein. Es muss uns als SPD um Beides gehen, um den Mindestlohn und die Führungspositionen. Darum ist der Dialog wichtig. Mit einer Unternehmensberaterin. Beim SPD-Frauenempfang.
Sonja Tonn: Frauenpower pur
Herzlichen Dank an Sonja Tonn und Wulli Wullschläger für ihren starken musikalischen Auftritt. Sonja Tonns Stimme ist Frauenpower pur! Wulli muss glücklich sein, mit dieser Frau zusammen Musik zu machen. Messerscharf präsentiert beschwor der Mackie Messer Song den alltäglichen Kampf im Haifischbecken des internationalen Finanzkapitals. Dagegen stehen starke Songs von starken Frauen wie Janice Joplin, Amanda Marshall, Joan Baez, Ella Fitzgerald, Whitney Houston, Nena u.a. und versprechen: Das Große bleibt Groß nicht und Klein nicht das Kleine, wenn wir es nur mit aller Kraft wollen….
Text: Gisela Niclas