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Internationaler Frauentag 2010: Gleichstellung jetzt!

Hervorragender Besuch beim Frauenempfang des SPD-Unterbezirks

Von links: Franziska Kluttig, stellvertretende Leiterin des Frauenbüros der FAU, Frauenbüro-Leiterin Dr. Sabina Enzelberger, Gisela Niclas, Heide Mattischeck und die Universitäts-Frauenbeauftragte Prof. Dr. Martina De Zwaan

Unter dem Motto „Gleichstellung jetzt“ hatte die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen bundesweit zum Internationalen Frauentag aufgerufen. AsF- und SPD-Unterbezirk nahmen dies zum Anlass, konkret nachzufragen: Wo stehen wir an der zweitgrößten bayerischen Hochschule, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg?

„Frauenförderung an der FAU: Ist der Fortschritt eine Schnecke?“

Blick auf den gut gefüllten Saal in der Volkshochschule

Die Stühle reichten nicht im großen Saal der Erlanger Volkshochschule. Nachschub musste organisiert werden: 70 hatten sich angemeldet, 120 waren gekommen. Zum Großteil Frauen, aber auch eine ganze Reihe von Männern interessierten sich für die Anworten auf diese Frage und waren der Einladung zum Frauenempfang 2010 gefolgt. Um es gleich vorwegzunehmen: Ja, der Fortschritt in Sachen Frauenförderung und Gleichstellung an der Uni ist (noch!) eine Schnecke. Aber sie hat sich auf den Weg gemacht und findet in der Universitätsfrauenbeauftragten, Prof. Dr. Martina de Zwaan und dem Uni-Frauenbüro unter Leitung von Dr. Sabina Enzelberger engagierte Wegbereiterinnen. Sie setzen den von Prof. Dr. Dr. Renate Wittern-Sterzel, der ersten Prorektorin in der Geschichte der FAU, eingeschlagenen Weg höchst kompetent, mit neuen Ideen und „langem Atem“ fort.

Das Duo „Be flat“, Oliver Szekely und Judith Köhler

Vor dem Einstieg in das Thema stimmte Judith Köhler, Sängerin des Duos „Be Flat“ mit hinreißender Stimme und einem Potpurri aus Rock, Pop, Jazz und Evergreens, die Frauentags-Community auf gute Laune ein. Erstmalig mischte bei einem SPD-Frauentag ein Mann auf der Bühne aktiv mit: Oliver Szekely an der Gitarre.

Gisela Niclas, Stadträtin und Bezirksrätin, begrüßte in ihrer Funktion als stellvertretende Vorsitzende des SPD-Unterbezirks auch im Namen von Gabi Maurer, der UB-Vorsitzenden der AsF, die Gäste.

Frauenempfang versammelt große gesellschaftlicher Breite

Gisela Niclas bei der Begrüßung

Sie verwies mit Stolz darauf, dass es der SPD mit dem Frauenempfang inzwischen gelungen sei, ein breites und generationenübergreifendes Spektrum von Interessierten aus Politik und Verbänden, Vereinen und gesellschaftlichen Gruppen zu versammeln. Unter den Gästen waren u.a. Dr. Elisabeth Preuß, FDP, Bürgermeisterin und Sozialreferentin der Stadt Erlangen (sie bekam – für alle Fälle – ein AsF-Infoheft mit Aufnahmeschein für die SPD überreicht), ihre „Vorvor“gängerin, unsere ehemalige Bürgermeisterin Ursula Rechtenbacher, Renate Schroff, SPD, Bürgermeisterin aus Herzogenaurach und Dr. Sabine Schiffer, Leiterin des Instituts für Medienforschung; Vertreterinnen des Erlanger Jugendparlaments und des Seniorenbeirates waren ebenso präsent wie z.B. Frauenzentrum, DHB und Zonta, das BIG-Projekt, der Frauenvorstand des türkisch-islamischer Kulturvereins u.v.a. SPD-Fraktionsvorsitzender Florian Janik begleitete seine Tochter Lotta, 7 Monate alt.

Dank an Heide Mattischeck: Feminismus macht das Leben schöner

Aus Anlass des 15jährigen Jubiläums des SPD-Frauenempfangs ging ein besonderer Gruß an Heide Mattischeck, MdB a.D.: „… du warst Stadträtin, Fraktionsvorsitzende, eine der Wegbereiterinnen der Frauenquote in Erlangen und Bayern, hast von 1990 bis 2002 als erste weibliche Abgeordnete unseren Wahlkreis im Deutschen Bundestag vertreten. Jahrelang warst du als stellvertretende UB-Vorsitzende die Hüterin des Frauenempfangs.“ Zum Dank erhielt sie das Buch „Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht“

Gisela Niclas zitierte aus Presse-Kommentaren über den amtierenden Außenminister. Westerwelle findet im Vergleich mit seinen talentierten Vorgängern offenbar nicht so recht sein Profil. Unter starkem Beifall stellte sie fest: „Das sollte doch eigentlich kein Problem sein. Er müsste nur aufhören, hierzulande mit spätrömischer Dekadenz die Hartz-IV-EmpfängerInnen zu beleidigen und sich endlich den realen Problemen der Welt zuwenden: „Zum Beispiel der fortbestehende Benachteiligung und Diskriminerung der Frauen weltweit! Frauenrechte sind Menschenrechte!“

SPD-Landtagsfraktion fordert konkrete Frauenquoten im bayerischen Gleichstellungsgesetz

Sie unterstrich dabei die bundesweiten Forderungen von AsF und SPD ebenso wie die aktuelle Gesetzesinitiative der SPD-Landtagsfraktion, das bayerische Gleichstellungsgesetz um konkrete Frauenquoten zu ergänzen.

Dafür müsse weiter Überzeugungsarbeit geleistet und der öffentliche Druck verstärkt werden.

Vortrag von Prof. Martina de Zwaan, Universitätsfrauenbeauftragte

Prof. Dr. Martina De Zwaan bei ihrem Vortrag

Gleich zu Anfang stellte Martina de Zwaan fest: Die junge Frauengeneration 2010 sei trotz vieler Hürden im Bildungssystem die am besten ausgebildete. Aktuell seien daher z.B. in der Medizin inzwischen mehr als die Hälfte der Studierenden Frauen; als Ärztinnen mit Kindern strebten sie aber nach dem Studium überwiegend Teilzeittätigkeiten an und verschärften damit den wachsenden Ärztemangel. Die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie seien daher dringend verbesserungsbedürftig durch die Schaffung von Kinderkrippenplätzen, aber auch durch den Abbau von Schuldgefühlen bei Frauen gegenüber einer institutionalisierten Kinderbetreuung.

Übergeordnetes Ziel aller Gleichstellungsmaßnahmen an der FAU ist die Steigerung des Anteils von Wissenschaftlerinnen auf den oberen Karrierestufen, insbesondere bei den Professuren. Weiterhin wird angestrebt, den Anteil von Männern in den Bereichen zu erhöhen, in denen sie deutlich unterrepräsentiert sind, z.B. in bestimmten Lehramtsstudiengängen (Grundschule!).

Die einzelnen Maßnahmen zur Frauenförderung setzen in den Fachbereichen und Qualifikationsstufen ein, in denen eine Unterrepräsentanz bzw. ein Rückgang an Frauen zu verzeichnen ist. Dies geschieht durch den Einsatz des hochschulrechtlichen Instruments der Zielvereinbarung, die zwischen der Universitätsleitung und den Fakultäten zur Erhöhung des Frauenanteils abgeschlossen wurden/werden. Weitere Instrumente sind die Anwendung einer geschlechtergerechten Sprache, Genderforschung, der Förderverein „Familie und Wissenschaft e.V.“, die „AG Chancengleichheit“, eine Projektgruppe, die Initiativen forciert zur Gewinnung von Frauen für die Wissenschaft, die „Emmy-Noether-Vorlesung“ u.a.

Text: Gisela Niclas/Alle Fotos: Günter Laurer