
Am 08. Mai 2025 fand eine Kreismitgliederversammlung zum Thema „Wohnraum für Auszubildende in Erlangen“ statt. Anlass dafür war der Vorschlag der Jusos Erlangen, sich im Programm zur Kommunalwahl 2026 für die Gründung eines Azubiwerks einzusetzen. Der Zweck eines solchen Azubiwerks wäre die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Auszubildende, soziale Beratung und Unterstützung der Bewohnenden, sowie Mitbestimmung und Vernetzung der Bewohnenden. Die Wohnungen des Azubiwerks sollten sowohl jungen Menschen in betrieblicher als auch schulischer Ausbildung zur Verfügung stehen, und durch den Kauf von (begrenzten) Belegrechten durch lokale Ausbildungsbetriebe mitfinanziert werden.
Wie wichtig es ist, für Azubis in der ganzen Metropolregion bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, verdeutlichte zu Beginn die als Gast eingeladene DGB-Jugendsekretärin für Mittelfranken, Nina Görgen. Das Vorbild und Modellprojekt dafür ist das AzubiWerk München e.V., das den interessierten Mitgliedern der SPD anschließend von zwei Mitarbeiterinnen vorgestellt wurde: Das AzubiWerk München e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 2022 gegründet wurde, um die Lebens-, Ausbildungs- und Wohnbedingungen von Auszubildenden in München dauerhaft zu verbessern. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt München, des Kreisjugendrings München-Stadt und der DGB-Jugend München. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Schaffung und Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum für volljährige Auszubildende und Berufsschüler*innen. Ein weiteres Ziel ist die bessere Vernetzung und der Ausbau bestehender Beratungs- und Unterstützungsangebote für Auszubildende in München.
Aus Perspektive der Jusos Erlangen macht nicht der bezahlbare Wohnraum alleine (der schon wichtig genug wäre), sondern auch die damit verbundene Sozialberatung und das gemeinschaftliche Freizeitangebot die Idee eines Azubiwerks aus. Im Münchner Vorbild haben die Bewohnenden pädagogische Mitarbeiter*innen als Ansprechpersonen für alle Fragen. Die Mitarbeiter*innen des Azubiwerks begleiten zugleich die Mitbestimmung der Bewohner*innen, die ebenfalls ein wichtiges Element des Zusammenwohnens und der gemeinsamen Freizeitgestaltung ist: Sie werden aktiv an der Gestaltung ihres Wohnumfelds beteiligt und können sich in die Arbeit des Vereins einbringen. Damit werden für Auszubildende Angebote und Netzwerke geschaffen, die für Studierende zumindest in Teilen selbstverständlich sind.
In Erlangen spricht einiges dafür, die Schaffung eines Azubiwerks als Zukunftsthema aufzugreifen: Neben dem Areal der Berufsschule in der Drausnickstraße entstehen auch in der Regnitzstadt und am Siemens-Südcampus wichtige Ausbildungsstandorte. Für viele kleine und mittlere Unternehmen wird es dagegen immer schwieriger, Auszubildende zu finden. In der Erlanger Berufsschule spielt außerdem die Blockbeschulung eine große Rolle, in der Auszubildende oft nur für ein paar Wochen in Erlangen und dabei teilweise nur provisorisch untergebracht sind. Die Diskussion der anwesenden Genoss*innen thematisierte darüber hinaus auch Fragen nach Zusammenarbeit mit dem Landkreis, der Beteiligung lokaler Arbeitgebender (z.B. der Uniklinik oder der Kreishandwerkerschaft) und der politischen Dynamik eines solchen Projekts in der Stadtgesellschaft und dem Stadtrat.
Dass es in Erlangen unbedingt Angebote für bezahlbares Azubi-Wohnen braucht, sowohl im Interesse der Auszubildenden als auch der kleinen und mittleren Arbeitgeber in der Stadt – daran gab es unter allen Anwesenden jedoch keinen Zweifel.