OB Balleis und Stadtrat Lars Kittel, der den Bürgerentscheid initiiert hatte, fielen aus allen Wolken, als Marlene Wüstner kurz vor 19.00 Uhr das Ergebnis im 1.Stock des Rathauses vor dem Ratssaal bekanntgab: die Bürger/innen der Stadt hatten sich mit deutlicher Mehrheit (53,6% gegen 46,4%) gegen das Gewerbegebiet G6 in Tennenlohe ausgesprochen. In Tennenlohe selber war die Mehrheit gegen G6 überwältigend (81,1%)
Und böse Zungen, die behauptet hatten, die Unterschriftenaktion in Tennenlohe spiegele nicht den tatsächlichen Sachstand wider, wurden eines Besseren belehrt. Das Ergebnis war so frappierend, dass Balleis völlig vergaß, seinen Gegnern zu dem Erfolg zu gratulieren, auch Lars Kittel war so maßlos enttäuscht, dass er äußerst gereizt auf jedes Wort reagierte. Allerdings hat er sich später auf der Homepage www.pro-g6.de zu einer Gratulation durchgerungen. Und man muss anerkennen, dass Lars Kittel sich während des ganzen Verfahrens vor der heißen Phase sehr fair und kooperativ verhalten hat.
Die Befürworter des G6 (einschließlich mancher Vertreter/innen der SPD!) waren sich ihrer Sache sehr sicher: Immerhin war genügend Geld zu Verfügung. Allein für die Plakatierung durch die GGFA wurde fast so viel Geld aufgewendet, wie uns als Aktionsbündnis gegen G6 insgesamt zur Verfügung stand. Plakate und Flyer waren aufwendig und modern, d.h. professionell, gestaltet, der Beck spendierte G6-Brezeln in Hülle und Fülle, der Schach-, oder sollte man besser Winkelzug sagen, die Stadt gegen Tennenlohe auszuspielen, schien glatt aufzugehen. Umso größer war die Enttäuschung, dass sogar ohne Berücksichtigung der Stimmen aus Tennenlohe die Gegner gegen das G6 in der Mehrheit waren. Ein pikantes Detail: die Befürworter blieben knapp unterhalb der 10%-Hürde, die Gegner übertrafen die Marke um mehr als 1.000 Stimmen.
Das ganze Verfahren ist auch aus demokratietheoretischer Sicht hochinteressant und kann an der SPD nicht spurlos vorübergehen. Es wird Anlass zu weitergehenden Überlegungen sein. Vielleicht könnte es sogar ein Beitrag zum Abbau von Politikverdrossenheit sein.
Auf dem Bild feiern die Mitglieder des Aktionsbündnisses den Erfolg (von links): Oskar Gesell, Renate Hirsekorn, Reinhard Gesell (alle BI), Gisela Niclas (SPD), Luise Gesell (BI), Gert Büttner (BI, verantwortlich für die Homepage), Andreas Richter (SPD, Aktionsbündnis), Gertrud Reich-Schowalter (BI), Harald Bußmann (Grüne Liste, Aktionsbündnis), Karin und Dieter Wiesinger (BI), Claudia Bittner, Eckart Wangerin (beide Erlanger Linke, Aktionsbündnis), Wolfgang Most (Geschäftsführer der Grünen Liste, verantwortlich für Layout der Plakate und des Flyers, unschätzbarer Beitrag, enormer Arbeitseinsatz), Wilhelm Krieger (BI). Nicht auf dem Foto: Frank Höppel (ödp, Aktionsbündnis), Bianca Fuchs (LBV, Aktionsbündnis), Rolf Schowalter (BI), Barbara Grille (Aktionsbündnis): beide waren als Wahlhelfer in Tennenlohe mit Auszählen und der Zusammnestellung der Wahlunterlagen für die Verwaltung beschäftigt.
Innerhalb der Bürgerinitiative wie auch im Aktionsbündnis fand eine exzellente Zusammenarbeit und hervorragende Kooperation statt. In der heißen Phase galt es immerhin, mehrere Plakate und einen Flyer zu entwerfen, 300 Plakattafeln zu organisieren, aufzustellen und zu bekleben, 50.000 Flyer zu verteilen, Infostände zu organisieren etc. Wir sind froh, dass es sich gelohnt hat.
Mitglieder des Aktionsbündnisses: BI Tennenlohe, SPD, Grüne Liste bzw. Bündnis 90/Die Grünen, Erlanger Linke bzw. Die Linke, ödp, FWG, Stadträtin Barbara Grille, LBV, BN.