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„Programmdialog“ zum Thema Bildung

Durch die Veranstaltung führten (von links) Sandra Radue, Barbara Pfister und Dr. Florian Janik
Durch die Veranstaltung führten (von links) Sandra Radue, Barbara Pfister und Dr. Florian Janik

Bei ihrem zweiten Programmdialog beschäftigte sich die Erlanger SPD mit dem Thema „Chancengleichheit von Anfang an – Bildungspolitik in Erlangen“. Wenn auch viele Rahmenbedingungen durch die Landesebene vorgegeben sind, bleiben der Kommune vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Diese standen im Mittelpunkt des interessanten und lebhaften Austauschs.

Schulen als Stadtteilzentren

OB-Kandidat Dr. Florian Janik entwarf am Anfang die Vision einer Ganztagsschule mit gemeinsamem Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler bis zur 10. Klasse. Die Schule sollte zudem die Aufgabe eines Stadtteilzentrums mit stark vernetzender Funktion aller Vereine, sei es mit sportliche, kulturellen oder musisch-künstlerischen Angeboten erfüllen. Eine weitreichende Mitgestaltungsmöglichkeit von Seiten der Kommune wäre hier wünschenswert.

Bei den gegebenen Rahmenbedingungen bleibt dagegen nur, den Spielraum, den die Stadt im Bildungsbereich hat, auszunutzen. Im Bereich der Schulen ist dies natürlich die Rolle des Sachaufwandsträgers, der für den baulichen Zustand der Schulen zuständig ist. Auch beim Ausbau der Ganztagsschulen und der pädagogischen Ausgestaltung des Nachmittagsangebots hat die Kommune einen gewissen Gestaltungsspielraum. Diesen gilt es soweit wie möglich auszunutzen, auf dass sich die Ganztagsschule von einer Halbtagsschule mit Nachmittags-Aufbewahrung hin entwickelt zu einem echten, pädagogisch wertvollen, sinnvoll rhythmisierten und den Bedürfnissen von Kindern entsprechenden Lern- und Lebensraum.

Bildung statt Betreuung

Dies gilt ebenso für den vorschulischen Bereich. Auch hier steht die Bildung im kleinkindlichen Bereich im Fokus – eine reine Betreuung reicht in unseren Augen nicht aus. Vor allem der bedarfsgerechte Ausbau in den einzelnen Stadtteilen ist hier eine große Herausforderung. Flexible Buchungszeiten und Schließzeiten, die sich an den Bedürfnissen von arbeitenden Eltern orientieren, sind dabei ebenso eine Herausforderung wie die Inklusion aller Kinder.

Lebenslanges Lernen – dezentral und gut vernetzt

Bei der Ausbildung ist die Stadt mit der finanziellen Ausstattung von Berufsfachschulen und einem Übergangsmanagement, das seinen Namen verdient in der Pflicht. Bei der Erwachsenenbildung und der Weiterbildung geht es darum, Angebote dezentral und im Stadtteil vernetzt anzubieten. Der Frankenhof könnte zu einem „Haus der Bildung“ umgestaltet, dabei eine Schlüsselrolle bekommen.

In der engagierten Diskussion wurden vor allem die aktuellen Missstände im Bildungswesen deutlich:

  • Viele Projekte zur Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund wurden eingestellt.
  • Ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich erfährt wenig Unterstützung.
  • Ein Gesamtkonzept und die nötige Evaluation im Bereich der Integrationsprojekte fehlt.
  • Die Situation von Lehrbeauftragten der VHS, die einen Teil der Nachmittagsangebote der bestehenden Ganztagsklassen übernehmen, ist unzureichend.
  • Sozial Benachteiligte Personengruppen erhalten unzureichend und oft nur sehr bürokratisch Ermäßigung bei Sport-Vereinen, Musik-Kursen, Nachhilfe etc.
  • Förderung besteht oft nur in den ersten Klassen und in der Mittelschule, das Ziel der Förderung vom ersten bis zum letzten Tag an allen Schularten wird nicht verfolgt.
  • Die finanzielle Ausstattung für die Ganztagsklassen ist mit 6.000 Euro pro Schuljahr viel zu gering.
  • Schulsozialarbeit findet nur an „Problemschulen“ statt, präventiv findet nichts statt.
  • Der Übertrittsdruck im selektiven bayerischen Schulsystem führt zu starker Belastung von Kindern und deren Familien, vor allem aber von MigrantInnen.
  • Das bayerische Schulsystem ist kinderfeindlich, weil es auf Entmutigung statt Ermutigung setzt.
  • Die Inklusion aller Kinder geht nur halbherzig voran und wird Schulen in Zukunft nicht nur im baulichen Bereich vor große Herausforderungen stellen.

Starke Kompetenz in der Fraktion

Auch wenn viele der angesprochenen Missstände auf kommunaler Ebene nur rudimentär zu lösen sind, konnten doch einige Handlungsspielräume aufgezeigt werden. Referent Dieter Rossmeissl konnte für seinen Bereich Kultur, Jugend und Freizeit aufzeigen, welche Anstrengungen im bestehenden System unternommen werden, um die Bildungschancen von Kindern positiv zu beeinflussen. Die Stadrätin Barbara Pfister konnte an zahlreichen Beispielen Anträge der SPD anführen, die im Bereich Inklusion eingebracht wurden. Auch für den Bereich der Migration konnte Elizabeth Rossiter mit einigen Positiv-Beispielen auf erzielte Erfolge in dieser Legislaturperiode hinweisen. Birgit Hartwig konnte ihre Erfahrungen aus dem Jugendhilfeausschuss einbringen. Einig waren sich alle beim Fazit: Für ein gutes und gerechtes Bildungssystem reichen keine Sonntagsreden. Wir benötigen entschlossenes Handeln mit klaren Zielen und einer vernünftigen Finanzausstattung. Damit kein Kind verloren geht.