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Konstruktive Diskussion über Interessenskonflikte im öffentlichen Raum

Veranstaltung in der Reihe „Auf die Plätze“

Auf die Plätze: Marker KonflikteBei der dritten Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Auf die Plätze“ hatte die Erlanger SPD zur Diskussion über Interessenskollisionen im öffentlichen Raum auf den Bohlenplatz geladen. Die Veranstaltung war mit über 40 Interessierten sehr gut besucht, die Diskussionen verliefen überwiegend konstruktiv.

Zum Einstieg erläuterte Herr Blöchl von der Polizei Erlangen, dass es dieses Jahr bisher (Anfang Juli) sechs Einsätze der Polizei am Bohlenplatz gab. Selbstverständlich sei es bei auftretenden Ruhestörungen Aufgabe der Polizei, für Ruhe zu sorgen. Hierbei setze die Polizei jedoch zunächst auf den Dialog mit den Verantwortlichen, welche dann in den meisten Fällen auch Einsehen zeigen würden. Erst wenn dies scheitern sollte, kämen härtere Maßnahmen wie Platzverweise zum Einsatz.

Eine Anwohnerin wies jedoch darauf hin, dass sie die Polizei bisher eher zurückhaltend gerufen hatte und die geringe Zahl an Einsätzen damit nicht das tatsächliche Ausmaß des Problems wiederspiegeln würde. Aus Sicht der Polizei seien die Bürgerinnen und Bürger hier jedoch in der Pflicht, zu informieren, und sollten auch durchaus ein zweites Mal anrufen, wenn eine durch die Polizei zunächst unterbundene Störung erneut auftreten sollte.

Die Polizei wies zudem darauf hin, dass es in erster Linie ihre Aufgabe sei, die Spitzen zu kappen, und sie nicht für eine permanente Ruhe in der Stadt sorgen könne. Wegen anderer, oftmals dringlicherer Vorfälle in der Stadt seien ihre Kapazitäten schließlich oftmals eingeschränkt. Wichtig sei aus ihrer Sicht zudem der Dialog zum Interessensausgleich.

Im Verlauf der Diskussion hatten auch mehrere Anwohner geäußert, dass sie sich durch die intensive Nutzung des Bohlenplatzes bis weit nach Mitternacht häufig in ihrer Nachtruhe gestört fühlten, wenn es auch bezüglich des Ausmaßes der nächtlichen Ruhestörungen etwas unterschiedliche Angaben gab. Hierbei wurde jedoch bezüglich der Nutzung des Platzes durchaus differenziert. Während es Gruppen gäbe, die gar nicht stören würden, weil sie sich nur leise unterhalten, wurde von den Anwohnern hauptsächlich laute Musik oder Gegröle von Betrunkenen als besonders unangenehm empfunden. Während manche Anwohner berichteten, dass sie weitgehend positive Erfahrungen damit gemacht hätten, wenn sie mit den Leuten auf dem Platz sprechen und sie auf die von ihnen verursachte Ruhestörung hinweisen würden, erklärten andere, dass es für sie sehr unangenehm sei, spätabends oder nachts noch nach draußen zu gehen, um sich dann mit möglicherweise stark alkoholisierten Personen auseinandersetzen zu müssen.

In Hinblick auf die Ursachen der intensiven Nutzung des Plates wies ein Student darauf hin, dass viele Studierende nur kleine Zimmer hätten und sich daher gerade im Sommer lieber im Freien auf Plätzen aufhalten würden. Der Bohlenplatz erscheint hierbei vielen als der fast einzige mögliche Platz in der Innenstadt. Er habe aber durchaus auch Verständnis für das nächtliche Ruhebedürfnis der Anwohner, ebenso wie einige Anwohner durchaus auch Verständnis dafür äußerten, dass Leute sich im Sommer gerne länger draußen aufhalten möchten. Die Wöhrmühle, welche derzeit zur Freizeitnutzung hergerichtet wird, sei für viele Studierende möglicherweise schon zu weit weg von der Innenstadt. Hierzu wurde jedoch angemerkt, dass die Wöhrmühle gerade für exzessivere Nutzungen ideal sei und damit auch entsprechend kommuniziert werden sollte. Aus Sicht der Studierenden wurde zudem geäußert, dass Alternativen zum Bohlenplatz in der Stadt schlecht kommuniziert würden und daher bei den Studierenden kaum bekannt seien.

Zudem wurde es als ein generelles Problem in Erlangen festgestellt, dass sehr viele Wohnungen für Studierende geschaffen werden, aber keine entsprechende Infrastruktur. Da der Bau jedoch meist durch private Investoren erfolgt und es keine gesetzliche Vorgabe zur Schaffung von Freiflächen gibt, habe die Stadt hier keine wirkliche Handhabe.

Susann Skerra vom Streetwork Erlangen wies darauf hin, dass Jugendliche von anderen Plätzen häufig vertrieben würden und sich deren Aufenthalt deshalb am Bohlenplatz zentrieren würde. Weiterhin erläuterte sie im Hinblick auf die Wöhrmühle, dass junge Leute oft nicht dorthin wollten, weil diese eben außerhalb des Stadtzentrums sei. Generell beklagten die Jugendlichen, mit denen sie zu tun habe, dass sie das ständige Vertrieben werden von Plätzen als schlimm empfinden würden und ihnen Alternativen in der Stadt fehlten. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass es sich bei dem vom Streetwork betreuten Klientel überwiegend nicht um die Personen handelt, die sich vorwiegend am Bohlenplatz aufhalten. Diese sind überwiegend Studierende, während das Streetwork überwiegend mit jüngeren Jugendlichen aus der Stadt arbeitet.

Um das Problem am Bohlenplatz zu entspannen, wurde angeregt, dass der Schlossgarten länger geöffnet haben sollte. Bisher habe die Universität dies jedoch stets abgelehnt. Allgemein sahen einige der Anwesenden die Universität in der Pflicht, sich auch um entsprechende Aufenthaltsmöglichkeiten für ihre Studierenden zu kümmern. Der Bürgermeistersteg wurde ebenfalls als ein alternativer Platz genannt, welcher aufgrund fehlender direkter Anwohner weniger konfliktanfällig sei. Während der Platz bereits durchaus rege genutzt wird, gäbe es auch hier noch Optimierungspotential. So seien beispielsweise die Toiletten schlecht zu finden, was für eine höhere Attraktivität des Platzes verbessert werden könnte. Bei Erstsemesterführungen könnten zudem neben dem Bohlenplatz auch andere Grünflächen in der Stadt vorgestellt werden. Weiterhin wurde eine facebook-Kampagne der Stadt angeregt, die auf andere Freiflächen hinweisen soll.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden einige Maßnahmen zusammengefasst, welche angegangen werden sollten, um die beschriebenen Nutzungskonflikte einzudämmen. So sollte die Universität aufgefordert werden, Freiflächen auf ihrem Gelände für den Aufenthalt von Studierenden zur Verfügung zu stellen und dafür auch entsprechend zu gestalten. Zudem sollte sich die Stadt bei der Universität besonders nachdrücklich für die Verlängerung der Öffnungszeiten des Schlossgartens im Sommer einsetzen. Für den Bohlenplatz selbst wurde eine Aktion angeregt, in deren Rahmen eine Gruppe von Personen zum Bohlenplatz geschickt werden, um den Ist-Zustand festzustellen sowie mit den sich am Platz aufhaltenden Personen ins Gespräch zu kommen. Als mögliche Zuständige wurden dabei das Amt für Soziokultur sowie das Ordnungsamt genannt.

Zudem soll auf ein rücksichtsvolles Nutzungsverhalten unter anderem durch entsprechende Schilder auf dem Platz hingewiesen werden. Dabei sollten die Schilder aber klar signalisieren, dass Personen, die sich auf dem Platz aufhalten wollen, grundsätzlich durchaus willkommen sind, sie aber aus Rücksicht auf die Anwohner eben bestimmte Regeln beachten sollten. An die Anwohner wurde appelliert, Frust, sofern dieser aufkommt, auch entsprechend mitzuteilen. Weiterhin soll die Stadt einen Flyer erstellen, in welchem auf alternative Grünflächen in der Stadt inklusive der Verhaltensregeln hingewiesen werden soll. Dieser sollte insbesondere auch an die Erstsemester ausgegeben werden. Dabei sollte auch geprüft werden, welche weiteren Plätze sich möglicherweise für eine Nutzung aufwerten ließen. Dies kann zu einer Entspannung der Situation am Bohlenplatz beitragen.

Insgesamt hat die Veranstaltung gezeigt, dass bei allem geäußerten Unmut gegenseitiges Verständnis und Dialogbereitschaft durchaus vorhanden ist. Mit entsprechender Rücksichtnahme lassen sich also das Bedürfnis nach dem Aufenthalt im Freien in lauen Sommernächten durchaus mit dem Ruhebedürfnis von Anwohnern vereinen, zudem kann durch Schaffung von Alternativen die Situation am Bohlenplatz entspannt werden.