Die Jusos Erlangen haben bei ihrer Mitgliederversammlung am 3.2.2004 folgenden Antrag beschlossen:
Breite statt Spitze – für Bildungsausbau statt Eliteförderung
Wir Jusos fordern gleiche Teilhabe und Mitwirkung am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben und lehnen daher die Einführung von Eliteunis und –studiengängen ab.
Die SPD versucht, durch die Diskussion um die Einführung von Eliteunis, die sie von Arbeitgeberverbänden und rechten Parteien übernommen hat, von eigenen Fehlern in der Bildungspolitik abzulenken. Das Jahr 2004 ist ein weiteres Spar-Jahr für die Bildung. Viele – auch SPD-geführte – Bundesländer haben die Etats der Hochschulen zusammengestrichen. Die Bundesregierung hat die Mittel für den Hochschulbau um 135 Millionen Euro gesenkt, eine Anpassung der BaföG-Beträge abgelehnt sowie Projektförderungen im Forschungsbereich gestrichen. Kürzungen auf der einen Seite und Eliteförderung auf der anderen erhöhen die soziale Ungleichheit. Durch den damit verbundenen gesellschaftlichen und kulturellen Druck wird das Konkurrenzdenken gefördert – so wird Bildung reduziert auf ihre wirtschaftliche Verwertbarkeit.
Dem Eliten-Konzept liegt der Gedanke zugrunde, dass wenige über die Lebensgestaltung vieler bestimmen sollen. Es ist der Versuch, nur einen kleinen „notwendigen“ Teil der Gesellschaft für Führungspositionen zu qualifizieren und die anderen so früh wie möglich auszuschließen. Eine Elitenbildung verschärft zudem eine soziale Selektion. Schon heute hängen Zukunftschancen maßgeblich von der Herkunft der SchülerInnen und der StudentInnen ab: Von 100 Kindern aus einer hohen sozialen Herkunftsgruppe studieren 71. Von 100 Kindern aus einer unteren sozialen Herkunftsgruppe jedoch nur 8.
Die chronische Unterfinanzierung des Bildungswesens hat zu immer größeren Selektionsmechanismen geführt. An den Hochschulen äußert sich dies unter anderem durch Numeri Clausi, unzureichende Betreuung usw.. Schon jetzt wird versucht, verstärkt nach fragwürdigen Leistungskriterien zu selektieren. Die fehlgeleitete Diskussion von BA/MA-Studiengängen ist hierfür das prominenteste Beispiel. Die KMK beschloss, dass weniger als die Hälfte der Bachelor-AbsolventInnen Zugang zu einem wissenschaftlichen Studium erhalten sollen. Das ist Elitenförderung in Reinkultur.
Die Selektion im Bildungswesen beginnt bereits in der Grundschule. Das zeigen alle relevanten Erhebungen. In anderen europäischen Ländern mit Gesamtschulen ist die soziale Auslese im Bildungssystems weitaus geringer. Die SPD hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten leider nur zaghaft um die Einführung von Gesamtschulen bemüht. Dies gilt es in den nächsten Jahren zu ändern.
Die Qualität der Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen sondern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe an der nicht gespart werden darf. Deshalb fordern wir die Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von oben nach unten mit dem Ziel einer solidarischen Gesellschaft. Um die Investitionen im Bildungsbereich deutlich zu erhöhen und damit allen die gleiche Teilhabe an Bildung zu ermöglichen muss sich die Finanzpolitik des Bundes und der Länder grundlegend ändern. Eine Erste Forderung ist daher, den Steuersenkungswahn zu beenden, die Erbschaftsteuer zu erhöhen und die Vermögenssteuer wieder einzuführen. Wir wollen keine Bildung für SpitzenverdienerInnen – Bildung muss Spitze für alle sein.