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Jenaer Arbeitsgemeinschaft 60plus zu Besuch in Erlangen

Besuchergruppe in der Stadtbibliothek
Die Besuchergruppe in der Stadtbibliothek

Schon zum siebten Mal trafen sich zu regem Gedankenaustausch und zur Festigung einer Städte Partnerschaft, die vor 25 Jahren begann, eine Gruppe Jenaer SPD-60plus Mitglieder und Sympathisanten. Ursprünglich erst für 10.00 Uhr erwartet, hatten die Genossen offensichtlich große Sehnsucht nach Erlangen, dass Sie einen früheren Zug nahmen und mit nur zweiminütiger Verspätung am Erlanger Bahnhof eintrafen. Mit Freude, Hallo und bemerkenswerten Wiedererkennungsfaktor wurden sie von den Erlanger 60plus-Genossen empfangen.

Gemeinsam ging die Gruppe zum renovierten Stutterheimschen Palais, heute Bürgerpalais genannt, wo sie von Frau Nägel in Vertretung der Leiterin der Stadtbibliothek empfangen wurden.

Die offizielle Begrüßung nahmen Hartmut Wiechert als Vorsitzender der SPD 60+ vor, anschließend Helga Steeger, Stadträtin und Vorsitzende des Seniorenbeirats und last not least Ursula Rechtenbacher, langjährige Bürgermeisterin von Erlangen, die auch die Grüße des ehemaligen Oberbürgermeisters Dr. Dietmar Hahlweg überbrachte.

Mit launigen Worten bedankte sich Ernst Werner, Vorsitzender der Jenaer SPD 60+, der die zwölfköpfige Jenaer Gruppe anführte, darunter auch zwei ehemalige Stadträte, mit dem Gastgeschenk. Es waren zwei Flaschen Jenaer Kautzenberg, die von zwei reaktivierten Weinbergen in Jena stammten.

Bevor Frau Nägel uns durch die Stadtbücherei führen konnte, gab es eine paar kleine Häppchen und Kaffee zur Stärkung und Aufmunterung. Die gelungene, stilgerechte Renovierung des Gebäudes, der bürgerfreundliche Innenhof die gut ausgestattete Bibliothek samt Audiothek, die raffinierte Beleuchtung und die Gedenktafel an Erlangens beschämende Vergangenheit fanden nicht nur bei den Gästen einhelliges Lob, sondern auch bei den Erlangern.

Ein weiterer Höhepunkt war die Führung durch die Ausstellung „Rite de Passage“ von Mathilde Rosier, die die Leiterin des Kunstpalais, Dr. Claudia Emmert, mit Bravour und Leidenschaft den Zuschauern vermittelte. Dermaßen mit Information versehen, war es doch noch möglich, diesen Kunstgenuss zu übertreffen, und zwar mit der Installation eines Stepptanzes „All the time I walk the time“, eingerichtet für ein kleines Theater in Mönchen-Gladbach, das seit zehn Jahren leer steht, wahrscheinlich abgerissen wird und mit dem letzten Atemzug auf dieser Video Installation erhalten wird.

Gesprächsrunde im Haus Dreycedern
Ursula Rechtenbacher (stehend) berichtet von den Anfängen des Hauses Dreycedern

Nun tat ein kleiner Spaziergang in frischer Luft gut. Es ging zum „Haus der Gesundheit“, vielen Erlangern einfach als „Dreycedern“ bekannt. Dieses, in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts von der Stadt Erlangen erworbene Haus einer ehemaligen Brauerei, beherbergt mittlerweile verschiedene Institutionen. Eine davon, das „Sprungbrett“, ein Verein, der sich um Suchtkranke kümmert, betreibt dort ein Restaurant, in dem wir auf das Beste bewirtet wurden.

Ach ja, nach dem Essen gab es natürlich auch Kaffee. Der wurde stilecht im Café im Obergeschoß eingenommen. Hier nun in gelockerter Atmosphäre erzählte Ursula Rechtenbacher von den Anfängen des Hauses. Von der Erich-Brauerei, die als erste Bayerische Brauerei Bier nach Amerika exportierte, vom Kauf des Hauses durch die Stadt Erlangen, von den Schwierigkeiten beim Umbau des Hauses mit dem Denkmalschutz, denn es sollten die ersten behindertengerechten Wohnungen dort entstehen , von der Gründung des Vereins „Dreycedern“ und den vielen guten Vorschlägen, die nach und nach auch verwirklicht werden konnten.

Frau Heidi Kilian-Gerber, die jetzige Leiterin von Dreycedern, zählte dann auf, was im Hause in den Jahren alles entstanden ist. Es gibt außer dem bereits erwähnten Restaurant verschiedene Bewegungsaktivitäten, wie Rückenschulung, Sturzprophylaxe, verschiedene Gymnastikangebote, auch eine speziell für Männer. Eine tragende Säule war jedoch die Betreuung von Demenz- und Alzheimer-Patienten. Auf Anregung der damaligen Leiterin, Hannelore Orbens, wurde eine Tagespflege für Demenzkranke gegründet und auch eine Beratung für pflegende Angehörige. Die Beratung gibt es heute noch, ist sogar erweitert worden, nur die Tagespflege konnte aus finanziellen Gründen nur bis 2004 gehalten werden. Heute gibt es einen Verein der pflegenden Angehörigen, der in unmittelbarer Nähe eine Tagespflege betreibt.

Bis zum Aufbruch zur Besichtigung des Markgrafentheaters gab es noch genügend Zeit für eine Diskussion. Dabei erfuhren wir von Elke Radtke, die in Jena ein ähnliches Haus leitet, was dort alles geleistet wird. Es liegt in der Closewitzer Str. und nennt sich „Das Band der Generationen“ ein Titel, der mehr umfasst als Haus der Gesundheit. Es gibt Angebote für Familien, Musizierkurse, Lesungen, eine Kreativwerkstatt und vieles mehr. Bei Beratung: Beantragung von Arbeitslosengeld II, Formularhilfe, Wohngeldanträge, GEZ-Befreiung und Hilfe bei Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Für Jugendliche: Bewerbungshilfe, Erstellung von Bewerbungsunterlagen usw. Angebote für Senioren: Sport, Kartenspielnachmittag, Singen, Gehirnjogging und thematische Veranstaltungen. Man sieht, in beiden Städten wird versucht die anstehenden Probleme, auch im Hinblick auf den demografischen Wandel, zu lösen.

Blick ins Markgrafentheater
Die Besuchergruppe im Markgrafentheater

Die politische Diskussion – es ging dabei um die Gründung der Partnerschaft zwischen Jena und Erlangen- war ziemlich emotionsbelastet. Damals gab es ja auf beiden Seiten keine einhelligen Freudensprünge. Nach 25 Jahren zeigte aber diese Diskussion, dass es richtig war, die Partnerschaft zu wagen, fünf Jahre bevor die Mauer fiel. Darüber waren sich alle einig und es wurde auch gleich ein Treffen im nächsten Jahr vereinbart.

Nun ging es zur Besichtigung des Markgrafentheaters, des einzigen noch bespielbarem Barocktheaters in Bayern. Die Führung durch den ehemaligen Theatermeister, Helmut Halbgebauer, war ein Hochgenuss, teilweise kabarettreif. Er ließ uns hinter die Bühne, in den Keller, in den Schminkraum, hinter die Kulissen schauen und hatte manch kleine Anekdötchen auf Lager.

Besuchergruppe im Steinbach-Bräu
Die Besuchergruppe beim Ausklang im Steinbach-Bräu

Zum Abschluss fanden wir uns beim „Steinbach-Bräu“ wieder, wo wir dem Gerstensaft und einer deftigen Brotzeit zusprachen und viel Zeit für private Gespräche hatten, die jedenfalls in einem Fall auch zu einer persönlichen Einladung führte.

Um kurz vor 21.00 Uhr verabschiedeten wir unsere Gäste mit dem gleichen Hallo, wie bei der Ankunft und wünschten allen eine gute Heimfahrt.

Erlangen, den 23.06.11
Ruth Sych