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Islamischer Religionsunterricht – Wenn ja, wie?

Die von der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen zum Thema „Islamischer Religionsunterricht – wenn ja, wie?“ initiierte Veranstaltung im Februar war ein voller Erfolg. Uneingeschränkte Einigkeit bestand zwischen den Referentinnen und Referenten darüber, dass ein islamischer Religionsunterricht richtig und dringend notwendig sei. Dies sei nicht nur vor dem Hintergrund der Eindämmung extremistischen Gedankenguts erforderlich, sondern, wie die 2. Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Erlangen (IRE), Grit Nickel, hervorhob, auch für das Selbstbewusstsein der muslimischen Kinder sowie für das Gefühl der Dazugehörigkeit und Akzeptanz entscheidend.

Wie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Erlangen (AcK), Pfarrer Johannes Mann, versicherte, seien auch die christlichen Kirchen in Erlangen daran interessiert, dass ein flächendeckender islamischer Religionsunterricht in den Schulen möglichst schnell eingeführt werde, da dies auch aus Gleichheitsgesichtspunkten zwingend sei. Darüber hinaus sei es den muslimischen Gemeinden zu überlassen, wie der Religionsunterricht inhaltlich ausgestaltet werden solle. Eine Verortung des Islamunterrichts „vor dem Hintergrund der christlichen Leitkultur“, wie es Kultusminister Ludwig Spaenle forderte, lehnt er kategorisch ab.

Während Elizabeth Rossiter betonte wie wichtig, die Etablierung des islamischen Religionsunterrichts für die weitere Integration der muslimischen Bevölkerung sei, erläuterte Prof. Rohe, Jurist und Islamwissenschaftler an der FAU Erlangen-Nürnberg, nicht nur die verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen, die bei der Etablierung eines islamischen Religionsunterrichts zu berücksichtigen seien, sondern hob auch die vielen bereits erzielten Erfolge hervor. Obgleich es sich zurzeit noch um Übergangslösungen handle, zeige sich ein fester Wille der muslimischen Verbände, einen gemeinsamen islamischen Religionsunterricht zu realisieren, der zur interreligiösen Kommunikation und Entspannung zwischen den einzelnen islamischen Strömungen führe. Besonders bei der Erarbeitung eines gemeinsamen Lehrplans habe sich gezeigt, dass eine Kooperation nicht nur innerhalb der muslimischen Gemeinden, sondern auch mit der Universität und dem Ministerium allseits auf fruchtbaren Boden gestoßen ist.

Die Dringlichkeit einer Lösungsfindung zeigt sich nicht nur anhand abstrakter Zahlen (in Deutschland leben etwa 4 Millionen Muslime; von einem islamischen Religionsunterricht könnten alleine in Bayern 100.000 Kinder profitieren), sondern auch anhand der großen Resonanz, auf die die Veranstaltung besonders bei muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern stieß. So wurde selbst nach Ende der Veranstaltung im Foyer über eine Stunde lang weiter diskutiert.