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Die Gemeinschaftsschule in der Diskussion

Notendruck, Unterrichtsausfälle und Schulschließungen – kein Wunder, dass Eltern und Schüler mit dem selektiven bayerischen Schulsystem zunehmend unzufrieden sind. Drei Viertel der Beteiligten brachten jüngst in einer nichtrepräsentativen Onlineumfrage von Bayern 3 ihren Ärger über die bayerischen Verhältnisse zum Ausdruck. Bereits im Sommer des vergangenen Jahres wandte sich das „Forum Bildungspolitik in Bayern“, ein Zusammenschluss von 44 Verbänden aus dem Bildungsbereich, mit einer umfassenden Petition zur Verbesserung der bayerischen Schullandschaft an den Landtag. Schwarz-gelb ist jedoch an Verbesserungen nicht interessiert: In der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses lehnten CSU und FDP die Petition ab.

Gemeinschaftsschule als bessere Antwort

Mit ihrer im vergangenen Jahr gestarteten Kampagne „Gemeinschaftsschule! Die bessere Antwort für Bayern“ greift die SPD-Landtagsfraktion die berechtigte Kritik am bayerischen Schulsystem auf. Ihr gemeinsam mit Bildungsexperten entwickelter Vorschlag sieht vor, dass Schüler durch ein modernes pädagogisches Konzept länger gemeinsam lernen und zugleich individuell besser gefördert werden. Die Schwächeren und Stärkeren können so voneinander profitieren, die Lerninhalte werden an das Potenzial der Schülerinnen und Schüler angepasst. Das Ziel ist es nun, die sozialdemokratischen Alternativen in der Bildungspolitik gesellschaftlich breit zu diskutieren. Gemeinsam mit ihrem Landtagskollegen Stefan Schuster und der SPD-Landtagsfraktion lud daher Angelika Weikert im Februar Eltern, LehrerInnen, SchülerInnen und KommunalpolitikerInnen in Buckenhof zum Bildungsdialog „Gemeinschaftsschule! Die bessere Alternative für Bayern“ ein.

Brennende Probleme in Stadt und Land

Bereits in den einleitenden Interviews mit dem Erlanger SPD-Kreisvorsitzenden Dieter Rosner und mit Konrad Gubo, zweitem Bürgermeister von Eckental und Kreisrat, wurden die vielfältigen Probleme des bayerischen Bildungssystems deutlich. Denn auch in einer Stadt wie Erlangen, in der ein Großteil der weiterführenden Schulen Gymnasien sind, ist das Bildungssystem vor allem nach unten flexibel. Wie der Erlanger Bildungsbericht belegt, steigen weitaus mehr SchülerInnen aus dem Gymnasium oder der Realschule ab, als HauptschülerInnen aufsteigen. Je höher im Stadtteil das durchschnittliche Bildungs- und Einkommensniveau liegen, desto höher sind auch die Übertrittsquoten auf ein Gymnasium. Dieter Rosner wies zudem darauf hin, dass der Druck auf SchülerInnen, ins Gymnasium zu wechseln, in Erlangen angesichts der Schulstruktur besonders hoch sei.

Im Gespräch mit Stefan Schuster ging Konrad Gubo auf die drohenden Schulschließungen im Landkreis ein. Nach Berechnungen des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes können bereits 2015 fünf Hauptschulen keine Eingangsklassen mehr bilden und sind deshalb beim Fortbestand eines dreigliedrigen Schulsystems in ihrem Bestand gefährdet. In Lonnerstadt und Hessdorf wurden die Haupt- und Mittelschulen bereits aufgelöst, in Adelsdorf gibt es in diesem Schuljahr keine 7. Klasse mehr. Gefährdet sind aber auch Heroldsberg und Weisendorf. Wie Konrad Gubo aufzeigte, werden durch die Verlegung einzelner Klassen an andere Schulstandorte Schulgemeinschaften zunehmend auseinandergerissen. SchülerInnen müssten immer weitere Schulwege in Kauf nehmen. Darüber hinaus betonte Gubo, dass Gemeinden ohne Schule für junge Familien zunehmend unattraktiv würden.

Keiner darf verloren gehen

In „Dialoginseln“ gingen meine Landtagskollegen Martin Güll und Karin Pranhofer anschließend auf die Fragen und Anregungen der Gäste des Bildungsdialogs ein. Aufgezeigt wurde dabei, dass die Gemeinschaftsschule auch für kleine Schulstandorte eine attraktive Alternative ist, lässt sie sich doch bereits ab einer Zahl von etwa 200 SchülerInnen betreiben. Deutlich wurde in der Diskussion aber auch, dass sich die Probleme des bayerischen Schulsystems in Stadt und Land erheblich unterscheiden und dass wir für unsere Konzepte noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten haben. Eine Stärke des Gemeinschaftsschulkonzepts ist dabei, dass die Schulform nicht „von oben“ verordnet, sondern mit den Betroffenen auf die Probleme und Wünsche vor Ort hin zugeschnitten werden soll. Dennoch müssen wir darauf achten, unsere umfassenden Reformvorstellungen für das bayerische Schulsystems nicht zu einer reinen Diskussion über die Schulstruktur zu machen. Denn eine Bildungspolitik, die keinen jungen Menschen verloren gibt, ist eine unserer zentralen Forderungen für den politischen Wechsel in Bayern 2013!

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