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„MOBILITÄT SCHAFFT FREIRÄUME“: Erfrischende Diskussion an heißem Sommerabend

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Das Podium der Veranstaltung: Josef Weber, Esther Schuck, Dr. Florian Janik, Kurt Greiner und Prof. Dr. Hermann Knoflacher

„Das Thema Mobilität bewegt die Gemüter, vor allem in den Städten. Doch leider werden  häufig beim Thema Verkehr technische Aspekte und Richtlinien diskutiert, aber viel zu selten die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen.“ Mit diesen Worten eröffnete SPD-Oberbürgermeisterkandidat  Dr. Florian Janik den dritten Abend der SPD-Veranstaltungsreihe „Ja. Erlangen gemeinsam gestalten.“ Trotz der heißen Temperaturen kamen überhundert interessierte Bürgerinnen und ins E-Werk und erlebten eine erfrischende Diskussion.

In seinem Einführungsvortrag stellte Professor Hermann Knoflacher aus Wien mit provokanten, aber auch humoristischen Thesen und Beispielen einige Probleme der aktuellen Autokultur in den Städten dar. Nach Ansicht des ehem. Vorstandes des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien ist das Auto wie ein Virus, das sich im Gehirn festsetzt und Verhaltenskodex, Wertesystem und Wahrnehmung total umkehre. Deshalb sei  eine Veränderung der Strukturen – insbesondere der Parkraumorganisation – notwendig, damit eine Veränderung der Verhaltensweisen der Menschen eintreten kann. „Man muss als Planer Verkehrsgefüge schaffen, die die Menschen vom Zwang zum Autofahren befreien“, so der Referent. Um dies erfolgreich umzusetzen, müssen Experten, die Verwaltung, die Politik, die Wirtschaft und vor allem die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam diskutieren und Lösungen erarbeiten.

SPD-Landtagskandidat Philipp Dees kritisierte in seinem Beitrag, dass vor allem im ländlichen Raum, das Ansiedeln von großen Einkaufszentren zu einem Sterben von kleineren Läden führe, aber auch zu einem Anstieg des Autoverkehrs, da diese großen Zentren ohne Auto gar nicht erreicht werden könnten. Er wies außerdem auf die Notwendigkeit der Stadt-Umland-Bahn (StUB) hin, die einen großen Teil des Autoverkehrs ersetzen und Erlangen und die gesamte Metropolregion modernisieren würde.

Breite Themenvielfalt
In der anschließenden Diskussion wurden eine Vielzahl von Themen angesprochen: Das nach wie vor fehlende Semesterticket, das Erlangen als Universitätsstadt im Vergleich sehr unattraktiv wirken lässt; die noch immer ausbaufähige Barrierefreiheit in der Stadt und in den einzelnen Verkehrsmitteln. In diesem Bereich bestehe, so die übereinstimmende Überzeugung, noch eine Menge Handlungsbedarf, da sowohl Ältere,  als auch Menschen mit Bewegungseinschränkungen ein Recht auf Teilhabe, Lebensqualität und ein selbstbestimmtes Leben haben.

Stadt-Umland-Bahn, ein zukunftsträchtiges Projekt

Bestimmendes Thema des Abends war die Stadt-Umland Bahn. Esther Schuck von der Bürgerinitiative für umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal wies darauf hin, dass viele Städte bereits erfolgreich auf die Straßenbahn gesetzt haben, und damit sowohl den Handel als auch das Lebensgefühl der Menschen verbessert hätten. Der Erlanger Planungsreferent Josef Weber stellte das geplante Verkehrsprojekt in Beziehung zur notwendigen Stadtentwicklungspolitik und erläuterte auf Nachfrage die aktuellen Berechnungen zur  Finanzierung. Kurt Greiner, Ortsvorsitzender des Erlanger Einzelhandels  signalisierte Unterstützung der StUB durch den Einzelhandel, allerdings nur, wenn die Finanzierbarkeit, auch mithilfe der Förderung von Bund und Land, feststeht.

Während Prof. Knoflacher darauf hinwies, dass alles finanzierbar sei, sobald der politische Wille dafür feststeht, bemerkte Florian Janik, dass die Finanzierung über viele Jahre gestreckt würde, und betonte, dass Erlangen ansässige Firmen nur halten könnte, wenn es sich um eine Verkehrsanbindung kümmert, die die Arbeitnehmer an den jeweiligen Standort bringen kann.

Janik: „Im Dialog mit den Bürgern gestalten!“

Zusammenfassend stellte Florian Janik, der die Veranstaltung erfrischend moderierte, fest, dass trotz unterschiedlicher Standpunkte der Podiumsteilnehmer, Einigkeit darüber hersche, dass eine Reduzierung des Autoverkehrs in Erlangen das langfristige Ziel sein muss. „Der öffentliche Verkehr in Erlangen braucht ein attraktives neues Angebot als Alternative zum Auto“, fasste Janik zusammen. „Dieser Prozess muss jedoch von einer intensiven Beteiligung der Bürger begleitet werden. Nur so kann es uns gelingen den Verkehr und die Infrastruktur in Erlangen gemeinsam attraktiver zu gestalten.“