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Ehrenamt: Freiwillig, aber nicht umsonst

Mit über 100 Gästen, die eine Vielzahl von Vereinen und Organisationen in unserer Stadt repräsentierten, war die Wiederaufnahme der Reihe „JA. Erlangen gemeinsam gestalten“ von SPD-Oberbürgermeisterkandidat Dr. Florian Janik ein voller Erfolg. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand diesmal das Thema „Ehrenamt“.

Impulsreferent Dr. Uli Glaser, bei der Stadt Nürnberg zuständig für den Bereich „Bürgerschaftliches Engagement“, stellte Urteile und Vorurteile über ehrenamtliches Engagement in den Mittelpunkt seines Vortrags. So sei es falsch, dass die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement zurückgehe, im Gegenteil: Umfragen zeigten, dass immer mehr Menschen sich engagierten oder zu einem Engagement bereit seien. Ein Problem sei allerdings insbesondere bei jungen Menschen, dass für ehrenamtliches Engagement immer weniger Zeit zur Verfügung stehe, bedingt zum Beispiel durch die höhere Belastung durch das achtstufige Gymnasium – eine Einschätzung, die in der Podiumsdiskussion auch Andreas Drechsler vom Stadtjugendring bestätigte.

Falsch sei auch die These, dass ehrenamtliches Engagement zunehmend auf den eigenen Vorteil ausgerichtet sei. Für die meisten Menschen sei es wichtig, anderen zu helfen und sich in die Gesellschaft einzubringen, eigene Vorteile oder Aspekte wie Anerkennung zum Beispiel durch Ehrungen seien nachrangig. Auch diese Einschätzung wurde in der anschließenden Diskussion breit geteilt.

Glaser formulierte als Auftrag an die Kommunen, die Infrastruktur für bürgerschaftliches Engagement zu schaffen, durch eine entsprechende Förderung – für die Projekte, nicht die einzelnen ehrenamtlich Tätigen – oder Netzwerkgestaltung, um Ehrenamtlichen den Austausch zu ermöglichen und um für Menschen, die zu einem Engagement bereit seien, eine geeignete Aufgabe zu finden.

In der anschließenden Diskussion mit dem Podium – neben Janik, Glaser und Drechsler nahmen noch Ute Hirschfelder (Bürgerstiftung Erlangen – Sonderfonds „Kinderarmut“), Peter Walz (Freiwillige Feuerwehr Erlangen-Stadt) und Wolfgang Peter (ATSV Erlangen) teil – und dem Publikum wurde deutlich, wie vielfältig ehrenamtliches Engagement ist. Allgemein geteilt wurde die Einschätzung, dass die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Tätigkeit nicht zurückgehe. Beklagt wurde aber, dass die Arbeitsbelastung zum Beispiel durch zunehmende bürokratische Anforderungen steige und die Kontakte zur Verwaltung teilweise schwierig seien, weil wenig auf spezifische Probleme der Ehrenamtlichen Rücksicht genommen werde. So sei es berufstätigen Ehrenamtlichen häufig nicht möglich, vorgegebene Verwaltungstermine tagsüber wahrzunehmen, es würden aber keine Abendtermine angeboten. Notwendig sei vor allem, dass das Ehrenamt durch hauptamtliche Strukturen unterstützt würde.

Teilweise kontrovers diskutiert wurde, wie weit ehrenamtliches Engagement sinnvoll sei. Mehrere Beiträge problematisierten die Gefahr, dass die Stadt/der Staat sich aus eigenen Aufgaben zurückziehe und diese auf Ehrenamtliche abwälze. Allgemeine Zustimmung fand dabei die Einschätzung von Florian Janik, dass ehrenamtliche Tätigkeit immer ein wichtiger und sinnvoller (freiwilliger) Zusatz sein müsse, die „Grundversorgung“ allerdings vom Staat zu gewährleisten sei. So ausgestaltet sei ehrenamtliches Engagement aber wichtig, weil es viele Aspekte und Kompetenzen einbringe, über die der Staat gar nicht verfügen könne. In diesem Sinne Sei Ehrenamt auch Ausdruck eines zivilgesellschaftlichen Engagements, das in einer an Mitwirkung und Partizipation orientierten demokratischen Gesellschaft nicht hoch genug einzuschätzen sei.

Am Ende der Veranstaltung formulierte deshalb Janik den Auftrag an die Kommunalpolitik, vor allem für die notwendige Infrastruktur für ehrenamtliches Engagement – Räume, Ansprechpartner, finanzielle Förderung – zu sorgen. Die Stadt könne so zu ehrenamtlichem Engagement motivieren.