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Distrikt Tennenlohe: G6: Die Stadtspitze kam, sah und siegte nicht

Das Publikum der Veranstaltung zum G6

Die aus den Reihen der Tennenloher SPD erwachsene, aber inzwischen parteiübergreifende Initiative gegen das geplante Gewerbegebiet G6 hat momentan 40% der Tennenloher Wahlberechtigten hinter sich. Am 1.12. wollte die Stadtspitze mit OB Balleis sowie den Referenten Beugel und Bruse den Tennenlohern erklären, warum das G6 kommen muss. Sie verloren dabei die Interessen der Tennenloher Bürgerinnen und Bürger völlig aus den Augen und plädierten nur für das Wohlbefinden der Unternehmer. Das wurde entsprechend beantwortet. Den vielen qualitativ meist hochwertigen Beiträgen aus dem Publikum konnte die Stadtspitze wenig entgegensetzen. Einer der Schlussredner schlug den Ausbau eines gleichwertigen Gewerbegebietes südlich der Autobahn an der Autobahnmeisterei vor. Dies scheint eine Kompromissformel zu sein, bei der alle Parteien das Gesicht wahren könnten.

Paukenschlag in Tennenlohe: Mehr als 300 Bürgerinnen und Bürger waren am 1.12. in die Turnhalle der Grundschule gekommen. Die Bestuhlung hatte bei weitem nicht ausgereicht. Die Fensterbänke wurden zu Sitzen umfunktioniert, Stehplätze gab es bis hinaus zur Eingangshalle, als das Dreigestirn der Stadtspitze mit OB Dr.Siegfried Balleis, Konrad Beugel (Wirtschaft und Finanzen) und Egbert Bruse (Bauwesen und Stadtplanung) die Tennenloher davon zu überzeugen versuchte, dass das geplante Gewerbegebiet G 6 notwendig und die vor Jahren getroffene Entscheidung auch heute noch richtig sei. Man wagte nicht, den Bürgern per Beamer zu zeigen, wie die geplanten Bauten Landschaft und Ortsbild verändern würden, das wäre denn doch zu krass gewesen, man versuchte dagegen rhetorisch zu überzeugen. Doch dies misslang gründlich. Die Herren auf dem Podium, E.Bruse fiel insbesondere durch offen zur Schau getragenes gelangweiltes Desinteresse auf, hatten die Situation falsch eingeschätzt. Statt dass die Tennenloher brav und demütig den Worten der über der Menge Thronenden lauschten, hagelte es nahezu drei Stunden lang nur Kritik. Ein einziger Redner versuchte den Bedrängten zu Hilfe zu kommen. Von den 400 Unterschriften, die zusätzlich zu den schon früher übergebenen 1.000 überreicht wurden, ließen sie sich zunächst (äußerlich) wenig beeindrucken. Der Vorwurf, alle drei hätten nur Wirtschaft und Gewerbe im Kopf, hätten Tennenlohe im Süden und Südwesten zugepflastert, im Osten gegen das einhellige damalige Votum des Ortsbeirats den Reiterhof durchgeboxt, wollten jetzt auch noch den Westen mit G 6 zubauen und würden dabei mit keinem Gedanken die Belange der Tennenloher Bürgerinnen und Bürger beachten, wog da schon schwerer, vor allem, da die Anwesenden diese Ansicht lautstark und demonstrativ „mit tosendem Beifall“ (EN) bedachten Frau Fröhlich erinnerte den OB an seinen Slogan „Natürlich Erlangen“ und sein Versprechen vom Neujahrsempfang, Tennenlohe noch schöner und attraktiver machen zu wollen. Beugel hatte dieses Anliegen ungewollt in seinem Plädoyer dahingehend interpretiert, dass in Tennenlohe die Unternehmer sich wohlfühlen sollten [d.h. nicht die Bürger!].Frau Fröhlich appellierte an den OB, das Problem der Verkehrserschließung und die Interessen der Landwirtschaft zu beachten und ein familienfreundliches und nicht nur investitionsfreundliches Klima zu schaffen. Auch viele der weiteren Beiträge bewegten sich inhaltlich und argumentativ auf hohem Niveau (fehlender Lärmschutz, Flächenverbrauch, Belastung durch Emissionen, Wertverlust der Grundstücke für Hausbesitzer etc.). Herr Buchau erinnerte an die Grenzen des Wachstums, an fehlende Selbstbeschränkung und mangelndes Augenmaß der Finanzakteure. Der Vorschlag von Herrn Bienwald, ein Gebiet südlich der Autobahn an der Autobahnmeisterei als Ersatzfläche zu rekrutieren (Teil des ursprünglichen Gewerbegebiets der drei Großstädte) könnte die Kompromissformel sein, die zwar keine der Parteien gänzlich zufrieden stellt, aber auch eine Zustimmung ohne Gesichtsverlust ermöglichen würde.

Die Tennenloher Initiative gegen das G6 wird weiter Unterschriften sammeln und Aktionen durchführen (Unterstützung durch bisher 40% aller Tennenloher Wahlberechtigten einschließlich von 5 Ortsbeiräten, 1% der Tennenloher Wahlberechtigten sind für das G6).

Rolf Schowalter